Projekte und Forschung

Personalisierte Onkologie oder Präzisionsonkologie ist ein noch relativ junges Feld in der Krebsbehandlung. Es ist daher wichtig, die entsprechenden Instrumente, wie das molekulare Tumorboard (MTB), wissenschaftlich zu begleiten. 

 

Aus dem Umfeld des MTB Regensburg wurden daher seit seiner Gründung im Jahr 2019 bereits mehrere Publikationen in verschiedenen Fachzeitschriften veröffentlicht. Neben zwei Einzelfallberichten (doi: 10.1200/PO.21.00184 und doi: 10.3390/curroncol28020112), die einen kleinen aber wichtigen Beitrag liefern, um bisher nicht charakterisierte genetische Treiber zu beschreiben, wurde eine Auswertung aller Therapieempfehlungen unseres Standortes im Verlauf der ersten beiden Jahre nach der Gründung des MTB Regensburg durchgeführt. 

 

Dabei zeigte sich, dass sich durch eine genetisch informierte Therapie bei 34,6% der Patienten eine Verbesserung der Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung (PFS) im Vergleich zur vorangegangenen Therapie erreichen lässt. Für Patienten, die eine nicht genetisch informierte Therapie nach Maßgabe ihres behandelnden Arztes bekommen hatten, war dieser Vorteil nur bei 16,1% der Patienten feststellbar. Ebenso zeigte sich, dass das PFS der Patienten umso besser war, je besser eine Empfehlung mit Studienergebnissen unterfüttert werden konnte. Diese Ergebnisse sind im „British Journal of Cancer“ zu finden (DOI: 10.1038/s41416-022-02120-x). 

 

Damit Patienten von den präzisionsonkologischen Maßnahmen profitieren können, müssen diese Zugang zu den diagnostischen Möglichkeiten an den spezialisierten Zentren bekommen. Im Rahmen der NCT Initiative haben wir im Verbund mit den Universitätskliniken Würzburg, Erlangen und Augsburg die Versorgung des ländlichen Raumes ins Visier genommen. Entsprechende Werkzeuge, die die Abdeckung eines Versorgungsgebietes erfassen können, sind in der Medizin bisher nicht etabliert. Durch Analyse der Postleitzahlen der an den vier Zentren behandelten MTB-Patienten konnten einige „weiße“ Flecken in unserer gemeinsamen Zuweisungslandschaft identifiziert werden. Die ausführlichen Ergebnisse dieser Arbeit sind in „Cancers“ erschienen (DOI: 10.3390/cancers14205040).

 

Ein weiteres wichtiges Instrument zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen bei präzisionsmedizinischen Fragestellungen ist der strukturierte, kollegiale Austausch. Dazu wurde im Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZKF) die MTB-AG gegründet, in welcher einmal im Monat z.B. die gegenwärtige wissenschaftliche Evidenz verschiedener Biomarker kritisch mit allen bayerischen Universitätskliniken diskutiert wird und gemeinsame Empfehlungsrichtlinien erarbeitet werden.